Arena Redaktion, 25.07.2023

Das Geheimnis der Blobe-Ziegen aus Tirol

Eine Gruppe von Idealisten aus Tirol hat eine seltene Art von Gebirgsziegen vor dem Aussterben bewahrt. Mit Leidenschaft für Natur und Tradition und aufmerksamer Zuchtarbeit wächst die Zahl der Blobe-Ziegen in der Tiroler Zugspitz Arena jetzt wieder.

„Wow, ein ganzer Stall voller Böcke“, entfährt es immer wieder mal Besuchern, die bei Thomas Koch auf dem Hof vorbeischauen. Aber das entspricht eigentlich nicht der Wahrheit: „Gelernt ist gelernt, aber nicht gewusst“, entschuldigt dieser das Unwissen der Gäste, bevor er dort ansetzt, wo das Allgemeinwissen über Ziegen oft endet. Denn die Ziegenrasse, um die er sich in Tirol kümmert, hat eine Besonderheit: Auch weibliche Tiere entwickeln Hörner, nicht nur männliche. „Schon zwei, drei Wochen nach der Geburt beginnen die Hornansätze zu sprießen“, erzählt er. Deshalb ist das Missverständnis recht naheliegend. „Dann muss man schon etwas genauer hinschauen, um den Unterschied zu erkennen.“

Vorstellung: Tiroler Blobe-Ziegen

Es sind Blobe-Ziegen, die Thomas Koch in der Tiroler Zugspitz Arena hält und züchtet. So genannt wegen ihres blaugrauen Fells. „Blob“ heißt „blau“ auf Tirolerisch – und in den Bergen Tirols, nördlich und südlich des Brenners sind diese Tiere zu Hause. Vor zwölf Jahren gab es nur noch 28 von ihnen, denn sie waren vom Aussterben bedroht. Dass sie sich wieder von dieser Gefahr erholt haben, ist, wie er berichtet, „einer Gruppe von Idealisten“ zu verdanken. Noch immer sind die Blobe-Ziegen eine hochgefährdete Rasse. Zum Glück der Tiere ist es aber gelungen, ein Zuchtprogramm zu starten und ihre Zahl wieder zu vermehren. „Eine anspruchsvolle Aufgabe“, wie Koch anmerkt, denn es gilt, „darauf zu achten, dass aus dem kleinen Gen-Pool wieder eine möglichst große Vielfalt entsteht.“

Robust und widerstandsfähig

Zu den Idealisten, von denen er spricht, gehört auch Koch selbst. „Die Blobe Goas hat mich durch ihren starken Körperbau und ihr stolzes Wesen gefesselt. Seit 2014 züchte ich mit acht Mutterziegen und bin von der Robustheit und Widerstandsfähigkeit der schönen Tiroler Gebirgsziegenrasse überzeugt.“ Die Zuchtarbeit hat das Halten der Ziegen auch aus dem Status eines Hobbys entfernt und zu einer ernsthaften Angelegenheit werden lassen. Denn in diesem Umfeld heißt es, amtliche Vorschriften zu beachten, ein Zuchtbuch zu führen und von jedem Tier Genproben zu nehmen. Gleichwohl kennt und benennt der Züchter alle seine Tiere beim Namen. 

Die Geschichte der Tiroler Blobe-Ziegen

Solche Zuchtarbeit, wie sie in der Tiroler Zugspitz Arena neben Thomas Koch noch einige andere betreiben, ist für die Ziegen überlebenswichtig. Denn wie ihnen geht es vielen alten Nutztierrassen, weil sie für die konventionelle Zucht und große Betriebe unattraktiv sind: Sie rücken aus dem Blickfeld, werden vernachlässigt.

„Ziegen standen hier noch in den 1950er- und 60er-Jahren in jedem Stall“, fügt Koch hinzu. Denn wenn die Kühe vor der Geburt ihrer Kälber „galt“ waren, also keine Milch gaben, habe man immer auf die Milch der Ziegen zurückgegriffen. Zumindest für die Eigenversorgung des Hofs war somit gesorgt. Weil die Haltung von Ziegen außerdem deutlich weniger aufwendig und kostspielig war, konnten auch weniger begüterte Familien sich zwei oder drei davon leisten. „Ziegen sind die Kühe des armen Mannes“, zitiert Koch eine alte Redensart.

Klettern wie eine Ziege

Um den Blobe-Ziegen in freier Natur zu begegnen, muss man sich in der Zugspitz Arena Tirol hoch hinaufbegeben. Im Sommer finden sie sich stets oberhalb der Baumgrenze. Selbst steile Felsen und schmale Grate sind für sie kein Hindernis. Das Sprichwort „Klettert wie eine Ziege“ bestätigen sie wie aus dem Lehrbuch. Das Leittier, erzählt der Züchter, ist dabei stets weiblich. „Die Rangordnung ist bei Ziegen sehr stark ausgeprägt; die Chefin schafft an und die anderen springen hinterher.“ Weshalb er auch nur die Leitziege mit einem GPS-Sender auszustatten brauchte, um bei Bedarf den Standort der ganzen Herde zu lokalisieren. Wenn sein Hauptberuf es zulässt, besucht Thomas Koch sie immer wieder gern in ihrem Revier oberhalb von Lermoos

 

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