Radfahrer im Wald | © Tiroler Zugspitz Arena
Arena Redaktion, 21.10.2024

Gravelbiken rund um die Zugspitze

Das Gravelbike ist derzeit wohl der spannendste Trend in der Fahrradszene. Als Hybrid aus Rennrad und Mountainbike punktet es auf Asphalt, genauso wie auf Wald-, Feld- und Schotterwegen. Ideal für sportliche Touren durch die alpine Natur rund um die Zugspitze.

Radfahrer im Wald | © Tiroler Zugspitz Arena

Ja, er hat fast aufgehört, Rennrad zu fahren. Und das nach mehr als 30 Jahren. Gerald Pickert, Inhaber des Bike-Centers in Garmisch-Partenkirchen, hat schon vor Jahren das Gravelbike entdeckt. Nicht nur als Händler. Vor allem für sich selbst. „Die Region um die Zugspitze ist eine einzigartige Gravelgegend“, weiß er. Und wenn er die auskosten wollte, hat ihn sein Rennrad schon mal im Stich gelassen. „Du lagst gern im Schlamm oder hast dein Rad ein Stück weit getragen.“ Jetzt weiß er um die Vorteile des Gravelbikes. „Es ist eine Gaudi, auf jeglichem Untergrund sportlich unterwegs zu sein.“ Seine Lieblingsroute: von Garmisch zum Plansee und wieder zurück. Auf unbefestigten Wegen an der Loisach entlang über Herrgottschrofen und Griesen. Mit dem Gravelbike „spektakulär schnell“ – Rennrad-Feeling auf Schotter.

 

Souverän auf Trails

Das Gravelbike entstand ab 2012 in den USA (engl. „gravel“ = „Schotter, Kies“) – ein zum Crossrad umfunktioniertes Rennrad, um auf unbefestigten Routen so souverän zu fahren wie auf der Straße. Die Geometrie des Rads erlaubt eine aufrechtere Sitzposition, die Belastung des Rückens wird reduziert und stundenlanges Im-Sattel-Sitzen leichter. Der Radstand ist weiter, was für mehr Laufruhe und Stabilität sorgt. Das Herzstück jedoch sind die Reifen. Die von Rennrädern sind mit 23 oder 25 Millimetern schlank, mit wenig oder gar keinem Profil (Slick). Gravelbike-Reifen weisen bis zu 55 Millimeter auf, ihr Profil ist geländetauglich, was die Traktion signifikant erhöht.

Insgesamt fahren sich Gravelbikes komfortabler und sicherer, bewältigen leichtes Gelände und Trails, haben dennoch von der Wendigkeit und Effizienz eines Rennrads einiges bewahrt. Das Gravelbike eignet sich für sportliches Fahren genauso wie für längere, selbst mehrtägige Touren, auch weil die Bauform die Mitnahme von Gepäck am Rad erlaubt. Und alles gerne abseits von Straßen. Über Wald- und Schotterwege, an Berghängen entlang, um Seen herum oder dem Verlauf von Flüssen folgend. All die Natur, von der es rund um die Zugspitze so reichlich gibt.

Es ist somit kein Wunder, dass das Gravelbiken in der Region boomt und sich reger Beliebtheit bei Einheimischen wie Gästen erfreut. Die Tiroler Zugspitz Arena hat darauf reagiert und sich 2019 mit den Tourismusverbänden Lechtal, Naturparkregion Reutte und Tannheimer Tal zu „Gravel.Tirol“ zusammengeschlossen. Im Programm: 18 Gravelbike-Routen mit über 1.000 Streckenkilometern und 22.000 Höhenmetern.

Radfahrer im Wald | © Tiroler Zugspitz Arena

Gravelbiken – mehr als nur ein Trend

Die Infrastruktur der unbefestigten Wege wurde organisiert und ausgeschildert. Außerdem entstanden neue Verbindungswege. So können Routen flexibel erweitert oder auch verkürzt werden. Dazu gibt es zahlreiche auf Radler spezialisierte Unterkunftspartner sowie Händler und Werkstätten. „Das Gravelbiken ist kein bloßer Trend mehr“, sagt Sandra Schneider, Projektmanagerin Gravel.Tirol. „Es ist fest etabliert.“ Selbst ältere Menschen praktizieren diese Form des Radelns – dank inzwischen verfügbarer E-Gravelbikes.

 

EU-gefördert

Auf deutscher Seite hat die Urlaubsdestination Zugspitz Region gemeinsam mit dem Pfaffenwinkel gehandelt und ein Projekt im Rahmen des EU-Förderprogramms „LEADER“ zur Entwicklung des ländlichen Raums initiiert. Es entwickelt radtouristische Angebote nachhaltig sowie jahreszeitunabhängig und greift dabei die vielfältigen Potenziale und Angebote der jeweiligen Region auf. Unter dem Motto „Natur und Kultur erleben per Rad“ entstanden neben vielen anderen Touren auch elf Gravelrouten, die jede Menge Spaß und Action für Radfreunde versprechen.

„Gravelbiking ist ein Markt, der bedient werden will“, weiß Martina Nyvlt, Tourismusmanagerin Zugspitz Region. „Die Nachfrage steigt stetig.“ Weil die Natur rund um die Zugspitze ideale Voraussetzungen bietet. Nicht zu vergessen: das Heilklima der Region, das zusammen mit Bewegung und Sport besonders förderlich ist.

Radfahrer auf Radweg | © GaPa Tourismus GmbH

Ausgewählte Routen fürs Gravelbiken

 

1. Der Klassiker: Zugspitz-Runde

Schwere Gravel-Tour rund um das Zugspitzmassiv und das Wettersteingebirge. Stationen sind Garmisch, Partnachklamm, Elmau, Ferchenbach und Ferchensee, Lautersee, Mittenwald, Leutascher Klamm, Gaistal, Igelsee, Ehrwald und dann die Loisach entlang zurück nach Garmisch. Anstiege, Abfahrten, Forst- und Schotterwege wechseln sich mit Speedpassagen auf Straßen und Fahrradwegen ab. Eine spannende Tour mit allem, was die alpine Natur zu bieten hat. Natürlich ist ein Start auch in Ehrwald möglich, als Tour rund um die Zugspitze.

 

2. Plansee-Runde

Malerische Graveltour durch das Graswangtal bis zum Plansee und das unberührte Niedernachtal. Start in Oberammergau, Stationen sind Schloss Linderhof, Ammerwald Alm und Plansee (Badepause!). Zurück durch das Niedernachtal bis Griesen, dann steil bergauf zum Rotmoos. Von dort wieder nach Linderhof und Oberammergau.

 

3. Berwanger-Tal-Runde

Mittelschwere und abwechslungsreiche Gravel-Tour. Von Bichlbach durch das Berwanger und Namloser Tal, dann am wilden Lech entlang flussabwärts – im Blick die imposanten Lechtaler Alpen – bis Weißenbach. Von hier über Klausenwald zurück nach Bichlbach. Die Tour bietet knackige Anstiege und Abfahrten sowie spannende Gravelpassagen.

 

4. Zum Isar-Ursprung

Leichte Rundtour mit tollem Panorama durch das wilde Karwendel und Hinterautal zu den Isarquellen. Start in Mittenwald, von dort durch den Riedboden bis Scharnitz. Jetzt folgt das Hinterautal ins Karwendel, entlang der Isar geht es zu ihren Quellen. Endpunkt ist die Kastenalm (Einkehr!). Selber Weg zurück nach Mittenwald.

 

5. Rund um den Daniel

Schöne, mittelschwere Rundtour um den markanten Gipfel Daniel. Start ist in Ehrwald, von hier Richtung Garmisch zum Neidernachtal, dort entlang bis zum Plan- und Heiterwanger See. Dann Richtung Bichlbach zurück nach Ehrwald. Viel Natur- und Gravelerlebnis – Seen, Wälder und überwiegend Schotterwege.

 

„Horch mal“-Bänke

Radeln ist mehr als Sport. Es hat auch eine mentale Komponente, wenn auf längerem Dahinrollen durchs Gelände ein gewisser Flow eintritt. Momente der Entspannung, die Garmisch-Partenkirchen mit den „Horch mal“-Bänken unterstützt. Wo man sich niedersetzt, die Natur betrachtet, Perspektiven verändert, innere Balance findet.

Drei Bänke gibt es rund um Garmisch-Partenkirchen: auf dem Hammersbacher Fußweg unterhalb des Kreuzecks, auf dem Spielplatz Burgi in Burgrain und bei Gstoag auf dem Weg nach Mittenwald. Alle sind mit einem QR-Code versehen, der, mit dem Handy abgescannt, zu Audiodateien mit Informationen zu mentaler Gesundheit oder regionalen Besonderheiten führt. Und alle sind mit kleineren Radtouren zu erreichen – etwa mit der „Mind Balance Tour“, um Bewegung, Heilklima und „Seele baumeln lassen“ zu verbinden.

Radfahrer mit Sommerpanorama | © TVB Naturparkregion Reutte / Dominik Somweber

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